Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem jungen Mann, in dem ich von der guten alten Zeit der Blogosphäre und den Anfängen des Social Web erzählte. Er selbst kennt das Internet nämlich nur in der jetzigen kommerzialisierten, von Werbung, Hate Speech und Fake News verseuchten Version.
Damals…
Ich erzählte ihm davon, wie wir in den Anfängen von Social Media, gerade auch auf Twitter, eine selbstverständliche Netiquette praktiziert haben, Dabei waren sich die meisten im Klaren darüber, dass die Währung Aufmerksamkeit heißt. Die schenkte man deshalb bewusst nur denen, die man ehrlich gut fand und deren Beiträge man wirklich weiterempfehlen wollte, nicht wegen eines lukrativen Affiliateprogramms…
Wie Blogger sich gegenseitig freiwillig weiterempfohlen und verlinkt, ja sogar direkt in den Blogs kommentiert haben und dabei lange Gespräche entstanden, aus denen nicht selten Themen für neue Beiträge in diesem oder anderen Blogs hervorgingen. Als Blog noch der Name für die ganze Beitragsliste einer Website war und nicht bloß der für einen einzelnen Beitrag oder gar der eines Instagram-Accounts…
Diejenigen, mit denen man nicht einverstanden war, wurden möglichst mit Nichtbeachtung und damit Reichweitenentzug bestraft, statt ihnen in die Provokationsfalle zu gehen und damit ihren Hassbotschaften Aufmerksamkeit und damit Weiterverbreitung zu schenken.
Alternativen
Ich erzählte ihm auch davon, dass es selbst heute möglich ist, sich ohne zentrale Überwachung aus den USA zum Beispiel via Fediverse zu vernetzen. Dass es dort tatsächlich Netzwerke ohne Algorithmus und Werbung gibt, in denen das Kommunizieren ohne Hass dank Moderation gelingt. Wie sehr mich zum Beispiel Mastodon begeistert und wie viel besser es sich anfühlt, sich dort mit anderen auszutauschen.
Inzwischen habe ich auch tatsächlich meine Accounts auf Instagram und Facebook gelöscht und habe mit Pixelfed angefangen. Und ich sehe immer mehr Leute, die das auch tun.
Was wäre wenn?
Also halten wir doch mal kurz inne und fragen uns: Was können wir tun und was brauchen wir noch für ein besseres Web? Indem wir, wie immer öfter gefordert, gerade den guten Beiträgen unsere Aufmerksamkeit und Interaktionen schenken? Indem wir wieder mehr in den sachlichen Austausch gehen? Oder indem wir das Fediverse mit Mastodon, Pixelfed etc. statt Facebook und Co. nutzen?
Warum ändern wir unsere Nutzergewohnheiten nicht mal mit Bedacht und Absicht zum Positiven? Wie soll das Web, wie wir es uns wünschen, aussehen? Was brauchen wir noch dafür und was können wir jetzt schon dafür empfehlen?
Hiermit rufe ich deshalb auf zur
Mach mit bei #SoSollWeb
Ob Ihr das Blogparade nennt, oder Challenge, ganz egal. 😉 Hauptsache Ihr veröffentlicht dazu bis einschließlich 31. März 2025 einen Beitrag in welcher Form auch immer, egal ob als Posting, Blogbeitrag, Podcast, Video, oder in Bildern…
- Bitte beschreibt darin, wie Ihr Euch das Web wünscht, also z.B.
- wie für Euch die ideale Kommunikation im Netz aussieht
- welche technischen Voraussetzungen dafür gegeben sein sollten
- was Ihr selbst dafür tut oder noch tun könnt, Eurem Ideal ein Stück näher zu kommen
- wie wir anderen Euch dabei unterstützen können
- wen oder was Ihr dafür ehrlich empfehlen könnt und warum
- welche Apps/Plattformen Ihr dafür nutzt oder Euch noch wünscht
- welche Tipps Ihr für die eigene technische Umsetzung habt
- was Ihr (wenn Ihr dabei wart) vor Social Media oder in deren Anfängen gut fandet und davon vielleicht wieder übernehmen könntet (oder immer behalten habt)
- Benutzt dabei bitte den Hashtag #SoSollWeb
- Hinterlasst mir bitte hier einen Kommentar mit Link zu Eurem Beitrag, oder macht mich sonst irgendwie darauf aufmerksam.
- Folgt, wo möglich, dem Hashtag #SoSollWeb und interagiert mit den Beiträgen dazu (gern auch in weiteren eigenen Beiträgen).
Ich werde die Beiträge hier sammeln und nach Ablauf der Aktion eine Zusammenfassung schreiben. Und vielleicht können wir damit ja wirklich praktisch für mehr positive Interaktion im Web sorgen?
Wie schon Johannes Korten sagte: „Das Netz ist ein guter Ort, wenn WIR es dazu machen!“
Danke an Anna Koschinski, Johannes Mirus und Peter Müller fürs Brainstormen und die Denkanstöße zur Aktion im Vorfeld!
Update: Passend zum Thema startete am 11.2. die Initiative savesocial. Hast Du schon mit unterzeichnet?
Teilnehmerbeiträge
- Beate Mader, Aktion #SoSollWeb – Mein Wunschzettel an das Netz und die Nutzenden (29. Januar 2025)
- Johannes Mirus, #SoSollWeb: Ein Appell für ein freies, dezentrales Internet (30. Januar 2025)
- Herr Tommi, #SoSollWeb: Wünsche für die Zukunft des Webs
(1. Februar 2025) - Aurin, Blogparade #SoSollWeb (11. Februar 2025)
- Henning Uhle, #SoSollWeb Unser Netz soll schöner werden (12. Februar 2025)
- Erik H., Déjà-Vu im Fediverse (12. Februar 2025)
- Boris Stumpf, Wie soll Web? (12. Februar 2025)
- Claudia Klinger, #SoSollWeb: Mehr Blogs und Foren statt Social Media (13. Februar 2025)
- Herr Voeglein, Aktion #SoSollWeb (13. Februar 2025)
- Anne Schwarz, #SoSollWeb – Wie wünsche ich mir das Internet?
(15. Februar 2025) - Freuwesen, auf Mastodon (15. Februar 2025)
- Dirk von Gehlen, Save Social Fünf halbfertige Gedankenfür ein anderes Internet (16. Februar 2025)
- Dr. Nils Müller, Ein menschengerechtes Internet (15. März 2024 sic!)
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